für meine Kinder  
   
     
   
   
 
 
 
 
         
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von:  Kinderheim Ellwangen
an:   Jugendamt Sindelfingen

 

Sehr geehrte Frau Müller-Teuber.

Ziel der Hilfsmaßnahme im Kinderdorf war die "Überbrückung und Überwindung der Krisensituation".

Es zeigte sich nun allerdings, dass die Fremdunterbringung eher zu einer Verschärfung der Krisensituation beigetragen hat.

Wie bereits geschildert, reagierten die Kinder mit Mißtrauen, Distanziertheit und psychosomatischen Symptomen auf das Hilfsangebot; im Vordergrund war ihr großes Heimweh nach der Mutter.

Mit den uns zur Verfügung stehenden pädagogischen Mitteln (z.B. trösten, unterschiedliche Spielangebote, unterschiedliche Spielpartner, Gespräche, ständige Präsenz einer Erzieherin, etc.) konnten wir den Kindern nicht das positive Ziel der Fremdunterbringung, nämlich Entlastung und Beruhigung, vermitteln.

Aus psychologischer Sicht halte ich die Reaktionen der Kinder auf die außergewöhnlichen Ereignisse für einfühlbar und angemessen. Die Kinder scheinen eine altersentsprechende intensive Bindung zur Mutter zu haben. Wenn der Kontakt zur Mutter aus der Sicht der Kinder gewaltsam unterbrochen wird, muß mit psychologischen Beeinträchtigungen der Kinder gerechnet werden.

Wir konnten es daher nicht verantworten die Kinder länger bei uns zu behalten, da die Mutter der Kinder von Anfang an bereit war, die Kinder wieder bei sich aufzunehmen.

gez. Doris Glasbrenner
(Dipl.-Psychologin)
6. August 1992




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