Thomas Alteck
An das
Familiengericht BB
z. Hd. Herrn Taxis
Steinbeisstr. 11
7030 BÖBLINGEN
17.2.93
Sehr geehrter Herr Taxis,
sollten Sie Sich entschieden haben die Kinder bei ihrer Mutter zu
belassen, dann betrachten Sie diesen Brief als gegenstandslos; im
anderen Fall bitte ich Sie dringend das Folgende ernst zu nehmen.
Mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit ist das Leben der Kinder
und das meiner Frau gefährdet, wenn sie erfährt, dass sie das
Sorgerecht verliert.
Es wird Sie befremden wenn ich trotz der vorliegenden Gutachten
sage, dass meine Frau definitiv krank ist. Dazu zwei Erklärungen:
Zum einen hatte Herr Dr. Schlich mir vorhergesagt, dass der
Gutachter die Diagnose nicht stellen wird, da ein Arzt eine
Schizophrenie äußerst selten am Patienten selbst diagnostizieren
kann, sondern nur aufgrund der Angaben der mit dem Patienten
umgehenden Personen. Zum anderen hatte ich viele Informationen
Anfang Sptember - zum Gutachtertermin - noch nicht.
Hier beißt sich die Katze aber in den Schwanz, da ich erstens mit
meiner Frau seit Monaten keinen Umgang mehr habe und zweitens
selbst Partei in einem Rechtsstreit bin, so dass Prof. Täschner
mir von dem wenigen, das ich wußte nur die Hälfte geglaubt hat,
zumal ihm bekannt war, dass ich mich mit der Materie beschäftigt
hatte. So fehlen nach seinem Gutachten Anzeichen für eine
Antriebsstörung, Verfolgungsgedanken und In-Beziehung-Setzen.
Briefe nicht zu öffnen, anfallende Wäsche nicht zu waschen, die
Blumen nicht zu gießen, nicht sauberzumachen und nicht
aufzuräumen sind aber nach Angaben aller Psychiater deutliche
Hinweise auf eine massive Antriebsstörung. Da der Patient sein
eigenes Unvermögen spürt und im Grunde das "offen-sichtliche"
Chaos vermeiden will, räumt er die Dinge in die nächstgelegene
Schublade. Eben jenes habe ich zum zweiten Mal im Haus
vorgefunden.
Ein weiterer Hinweis ist die Flucht in obskure Therapien. 122
Medikamente (meist homöopatisch) und akribische
Bachblütentherapie für die Kinder (Aussage des Babysitters) sind
ebenso wie die unzähligen Kerzen ein deutlicher Hinweis dafür.
Frau Schaten, der Babysitter sagt auch, dass meine Frau das
Verschwinden von Annas Katze - Anfang November '92 - mir
zugeschrieben hat (In-Beziehung-Setzen). Ferner hat meine Frau
ihr gegnüber geäußert, dass sie von der Nachbarin in meinem
Auftrag bespitzelt wird. Die Aussage ich würde die Kinder
heimlich fotografieren und die Angst meiner Frau vor einer
neuerlichen "Entführung" bis hin zum "nicht mehr in die Schule
schicken" und "Fortzug aus der bekannten Adresse" sind ganz
deutliche Verfolgungsgedanken.
Das alogisches Verhalten bis hin zu echten Denkstörungen haben Sie Selbst hinreichend kennengelernt und Prof. Täschner hat
recht wenn er sagt, dass entsprechende Menschen im persönlichen
Umgang dann doch recht stark auffallen. Die Mißachtung aller
gerichtlichen Beschlüsse unter dem Damoklesschwert der
ausstehenden Sorgerechtsentscheidung sein nur beispielsweise
genannt.
Herr Dr. Schlich, der das Tagebuch meiner Frau ausführlich studiert hat, hält sie für starkt suizidgefährdet. Sie selbst,
Herr Taxis haben erlebt, dass meine Frau sich nicht vorstellen
kann, dass die Kinder auch nur eine halbe Minute unbeaufsichtigt
mit mir zusammen sind, geschweige dann, in Zukunft ganz bei mir
sind. Dr. Schlich und Dr. Weisbach sehen eine konkrete Gefahr,
dass meine Frau bei einem Selbstmord - ausgelöst durch den Verlust
der elterlichen Sorge - die Kinder mit ins Grab nehmen könnte.
Ich kann meine Kinder ohne Ihre Hilfe nicht schützen. Herr Taxis, Sie allein können dafür sorgen, dass ich früher als meine
Frau das Urteil erfahre und entsprechende Schritte einleiten
kann. Das wird schwer genug werden, da nach den beiden
Gutachten eine Korrektur und damit Hilfe für meine Frau nur noch
möglich sein wird, wenn sie sich und/oder andere massiv
gefährdet.
In allergrößter Sorge
Thomas Alteck
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